Gemeindefahrt mit Besichtigung des Zehentstadls in Beratshausen und der Dorferneuerung Lupburg

Beratshausen Zehentstadel

Zehentstadl Beratshausen

Eine Fahrt zur Besichtigung und zur Erfahrung über die Nutzung eines "Zehentstadl" organisierte die Gemeinde Train für seine Bürger nach Beratshausen. 1.Bürgermeister Konrad Meier und Altbürgermeister Hermann Laßleben empfingen die Reisegruppe aus Train und begrüßten mit 1.Bürgermeister Gerhard Zeitler und 2.Bürgermeister Franz Obermeier die ankommenden Gäste. Nach der Begrüßung übergab Konrad Meier des Wort an Hermann Laßleben, der für den Umbau und die Renovierung des damaligen Zehentstadl zum heutigen Gebäude als damals amtierender Bürgermeister maßgeblich beteiligt war.Grossansicht in neuem Fenster: Beratshausen Bgm

Laßleben erzählte, dass Herr Michael Wiendl, Brauereibesitzer aus Beratshausen, den Zehentstadl, der bis dahin als Brauereigebäude genutzt wurde und zuletzt leer stand, im Jahre 1983 als Schenkung an den Markt Beratzhausen übergeben hat. Die baufällige und unter Denkmalschutz stehende Bausubstanz wurde von den Bürgern des Marktes anfangs sehr unterschiedlich beurteilt. Die Meinungen gingen von Renovierung bis hin zum Abriß mit Neubau weit auseinander. Mit viel Mut und Entschlossenheit, vielen Sitzungen und Behördengängen hielt man schließlich an dem Konzept Renovierung fest. 1984 wurde mit der Sanierung begonnen.

Mit Ausnahme der äußeren Hülle wurden alle baufälligen Decken und Mauern abgerissen, der Kamin abgetragen und die im Laufe der Zeit zugemauerten Fenster wieder geöffnet. Der Urzustand sollte so weit wie möglich wieder hergestellt werden. So wurden im Erdgeschoss und im 1.Obergeschoss die Steher und Balkendecken nach altem Bestand neu in Eichenholz eingezogen. Die Decken des 2. Obergeschosses und der Dachstuhl wurden weitgehendst mit altem Gebälk vollendet. Als Heizung wurden in den verschieden Räumen die zur damaligen Zeit günstigste Variante der Elektroheizung verwendet. So können die Räume einzeln und ihrer Notwendigkeit entsprechend kostengünstig geheizt werden. Mit Weitblick wurde dieses Gebäude bereits mit einem Aufzug versehen, um einen behinertengerechten Zugang realisieren zu können. Dass damit ein Eingriff in die alte Bausubstanz getan werden musste, war jedem klar, und so entschied man sich für eine gläserne Variante des Aufzugs, die sich bewusst von dem alten Stil abgrenzte.Grossansicht in neuem Fenster: Beratshausen Biliothek

Altbürgermeister Laßleben führte die Reisegruppe durch alle Räume und erläuterte deren Nutzung. So sind im Foyer neben dem Aufenthaltsraum und dem Fernsehraum auch ein Büro fürs Verkehrsamt, das zur Umbauzeit gefördert wurde, eingerichtet. Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich ein Raum für kreative Betätigung, in dem zahlreiche Ausstellungen und Schulungen veranstaltet werden. Der sanitäre Bereich und die Garderobe sind großzügig ausgebaut.

Im 1.Obergeschoss findet man einen Mehrzweckraum (Bürgersaal), der mittels einer Glasschiebewand vom Sitzungsraum, der ebenfalls im Zehentstadl insalliert wurde, getrennt ist, und bei Bedarf um diesen erweitert werden kann. Von Konzerten und Veranstaltungen jeglicher Art, von Vereinsfeiern bis zu Hochzeiten, die von ortsansässigen Gastronomiebetrieben beliefert werden, könne hier organisiert werden. Die Belegung der Räume ist teilweise auf Jahre hinaus gebucht.

Die die gesamte 2.Obergeschossfläche nimmt eine großzügig gestaltete Bücherei mit Büro und Buchungsraum ein. Die Kinderbücherei wurde mit einer Kinderecke erweitert. Das Behinderten-WC ist auf dieser Ebene leicht zugänglich untergebracht.

Das 3.Obergechoss und zugleich Dachgeschoss soll in Zukunft das Heimatmuseum und Geschichtliches beherbergen. Momentan sind auch hier Veranstaltungen möglich, die durch das Ambiente und die Umgebung des alten Dachstuhls voll zur Geltung kommen.

1.Bürgermeister Konrad Meier und Altbürgermeister Hermann Laßleben erklärten beim abschließendem Gespräch im Sitzungsraum, daß das Projekt nicht unbedingt leicht zu bewältigen war und nur durch den Zusammenhalt der Bürger gelingen konnte. Der Druck der Renovierungsgegner war enorm, und doch ist nach der Fertigstellung jeder Beratshauser Bürger Stolz auf diesen wirklich schön gelungenen Zehentstadl. Der althistorische Zehentstadl hat nach einer dreijährigen Bauzeit eine zeitgemäße und sinnvolle Verwendung und Nutzung erfahren. "Es gibt praktisch keinen Bürger von Beratshausen, der den Zehentstadl

lel noch nicht von innen gesehen hat, und auf lange Sicht war der Entschluss für diesen Zehentstadl ein Gewinn für den Markt Beratzhausen", so Bürgermeister Meier.

Grossansicht in neuem Fenster: Beratshausen alleZum Ende des Gespächs und nach den Fragen der interessierten Trainer Bürger übergab 1.Bürgermeister Gerhard Zeitler seinen Amtskollegen einen Krug mit dem Trainer Wappen, für die vorbildlich geführte Einweisung in den Zehentstadl. Bürgermeister Meier sprach den Anwesenden für das Vorhaben der Gemeinde Train mit der Bebauung des Schlossplatzes seinen Respekt aus und wünschte den Bürgern Zusammenhalt und Mut für das geplante Projekt. Abschliessend übergab er Bürgermeister Zeitler eine muskelkraftbetriebene Taschenlampe, damit den Trainern immer ein Licht für die bevorstehende Zeit leuchte.

Kurz wurde noch der alte Sitzungsraum besichtigt, der sich im Rathaus befindet. Dieser wird für Trauungen und Fraktionssitzungen genutzt.

 

 

 

Weiter ging es dann in das 10 km entfernte Lupburg. Der Markt mit seinen knapp 2000 Einwohnern trat mit seiner enormen Leistung in der Dorferneuereung sogar ins europäische Rampenlicht und erhielt einen besonderen Förderpreis. 1.Bürgermeister Alfred Meier und sein Vorgänger Willi Kessler, ein gebürtiger Allgäuer empfing die Reisegruppe aus Train. Grossansicht in neuem Fenster: Lupburg BgmSogleich nach der Begrüßung übergab Bürgermeister Meier seinem Vorgänger mit den Worten das Wort: "Da musste in den 80er Jahren erst ein Allgäuer kommen, der uns die Augen öffnete, um das alte, schon in Vergessenheit geratene Lupburg aus dem Dornröschenschlaf zu holen".

Kessler wurde damals nach seinen Vorschlägen, die Dorferneuerung in Lupburg voranzutreiben zum Bürgermeister gewählt. "Die Abwanderung im Ort war enorm", beschrieb er die damalige Situation. Einige Häuser im alten Ortskern standen leer, die meisten Abwanderer zog es in die das 1 km entfernte Parsberg, oder noch weiter in die großen Städte. Bürgermeister Kessler schwor seine neue Gemeinde zum Zusammenhalt ein, brachte für damals erstmalig einen Punkteplan auf den Tisch, der abgearbeitet werden musste. Er motivierte zunächst die Banken, mit gutem Beispiel voranzugehen und ihre Gebäude zu renovieren. Anschliessend wurde das Rathaus, es war 90 Jahre lang nichts an diesem Gebäude getan worden, und die ersten Häuser im Dorfkern renoviert.Grossansicht in neuem Fenster: Lupburg Häuser

Die Gemeinde kaufte verlassene und abgabewillige Häuser und Gebäude, um diese wieder an Leute, meist junge Einwohner, zu veräußen, mit der Pflicht, an der Sanierung teilzunehmen. Handwerker wurden ebenfalls ermuntert, an diesem Projekt teilzunehmen, um leerstehende Häuser zu erwerben, zu sanieren und weiter zu vermieten, oder zu verkaufen. Die Teilnahme war einzigartig, auch wurden die Lupburger Handwerker zu 90% an den Arbeiten beteiligt. Der Kreislauf schloss sich damit wieder, da so größtenteils Gemeindegelder für Arbeiten an die Handwerker ausbezahlt wurden, wobei diese neue Arbeitsplätze schafften und so auch die Gemeinde wiederum zu Gewerbesteuermehreinnahmen kam. So entsand Zug um Zug eine Erneuerung und Belebung des alten Dorfkerns mit Bürgern, die gerne in einem so kleinen, engen und vertäumten Ort dauerhaft wohnen wollten. Grossansicht in neuem Fenster: Lupburg KernDie Einwohner des alten Ortkerns von Lupburg haben ca. 100 PKW und nur 64 private Parkplätze. Daraufhin hat die Gemeinde mitten im Ort, gut eingefügt und unauffällig, ein kleines Parkhaus für ca. 10 Fahrzeuge errichtet und gegen Gebühr an die Anwohner vermietet. Auch wurde ein Pfarrheim durch die Gemeinde erbaut, in dem alle Versammlungen zu kirchlichen und gemeindlichen Angelegenheiten abgehalten werden.

Besichtigt wurde auch die Burg der Lupburger. Diese geht zurück bis in das vorletzte Jahrtausend. Immer wieder zerstört und aufgebaut haben sich die Gemeinde und der Landkreis, der jetztige Besitzer, mit dem örlichen Förderverein ans Werk gemacht, um für Gesamtkosten von 1,6 Millionen Euro eine Bestandssicherung durchzuführen. Über 2000 freiwillige Stunden wurden von den heimischen Helfern bisher erbracht. Die Fertigstellung soll nach ihrem Willen bis 2012 abgeschlossen werden. Man versucht auf Landkreisebene "heimatlose Organisationen" zu finden, die sich künftig hier langfristig einmieten können, damit die Burg zusätzlich mit Leben gefüllt wird.Grossansicht in neuem Fenster: Lupburg Burg

Auch hier gab es bei Einzelprojekten Gegner. Man konnte es seitens der Gemeinde nicht allen Recht machen. Aber der Zusammenhalt der Bürger und die Ausdauer für dieses Projekt wurden 2004 mit dem goldenen 1.Platz der Dorferneuerung als Landessieger belohnt, weiter holte sich der Ort Bronze im bundesweitem Wettbewerb und den 1.Platz auf europäischer Ebene.Grossansicht in neuem Fenster: Lupburg Auszeichnung

Abschließend ging die Fahrt für die Bürger der Gemeinde Train nach Mariaort, um bei einer Einkehr mit einer deftigen Brorzeit über das Erlebte und die besonderen Eindrücke des vergangenen Tages zu diskutieren. 1.Bürgermeister Gerhard Zeitler bedankt sich im Namen des gesamten Gemeinderates bei allen Teilnehmern für ihr Interesse zu dieser Fahrt, die für die Zukunft der Dorferneuerung in der Gemeinde mitentscheidend sein wird. Ebenfalls bedankt sich die Gemeinde beim Busunternehmen Stanglmeier mit seinem Fahrer Konrad Bogenrieder für die angenehme Fahrt.